Tod eines Handlungsreisenden

Bühne/Kostüme: Stephan Mannteuffel• Dramaturgie: Peter Hilton Fliegel

Arthur Millers „Tod eines Handlungsreisenden“ überzeugt im Großen Haus in Bremerhaven.

Willy Loman, dieser Normalo, der von seinen falschen Träumen nicht lassen kann, steht verloren in einer riesigen Halle. Ausstatter Stephan Mannteuffel lässt dem traurigen Helden keinen Ausweg aus der schönen neuen Warenwelt. […] Sein Simultanspielraum öffnet alle Möglichkeiten, die Geschichte bis ins Jetzt fortzuschreiben. Agieren wir nicht alle wie dieser Willy, wollen immer mehr, mehr und mehr, ohne uns um die Konsequenzen zukümmern?

Alexander Schilling drängt uns diese Lesart nicht auf, lässt den Holzhammer im Regal liegen. Er gehört nicht zu denRegisseuren, die den amerikanischen Kleinbürger als Hartz-IV-Opfer instrumentalisieren.[…] Kay Krause spielt diesen cholerischen Querulanten, Besserwisser, diese Nervensäge mal himmelhochjauchzend, mal zu Tode betrübt. Ihm gelingt dabei das Kunststück, nie zu übertreiben.[…] Kay Krause spielt den Willy Loman so, dass die Zuschauer mitleiden mit diesem Mann des Mittelmaßes.[…]

Wie Isabel Zeumer mit erloschenem Gesicht am Bühnenrand sitzt, weiterliebt und geduldig Strümpfe stopft, während Willy seiner Geliebten (Juliane Schwabe) neue schenkt, das geht zu Herzen. Keine Hoffnung, eigentlich. Doch irgendwie tröstet es ungemein, wie Kay Krause und Isabel Zeumer diese Hoffnungslosigkeit eindrücklich auf den Punkt bringen.

Anne Stürzer, Nordsee-Zeitung

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Das Stück entwickelt eine ungeheure Kraft und Intensität, ist toll gespielt, allen voran Kay Krause als Willy Loman. Es ist eine Wahnsinnsleistung, was er da abliefert, aber auch die anderen sind toll. Es gab langen, langen Applaus, stehende Ovationen … Es lohnt sich wirklich, ein gewinnbringender Abend.

Kristin Hunfeld, Radio Bremen 1

Unwiderstehlich der Moment, wenn die unverbrüchlich ihre Familie coachende Mutter, erschüttert in echtem Zorn, den Respekt für den Verlierer-Vater einfordert. Der vorbildlich das männliche Ernährerklischee verkörpern wollte, beim Wahren des Scheins aber nun Stück für Stück zerbricht und sich im Licht eines immer wieder aus dem Bühnenhimmel herabschwebenden Scheinwerfers in Tagträume und Vergangenheitsverklärung flüchtet. […]

Die Miller-Inszenierung […] beeindruckt aber dank des guten Ensembles. Alle Figuren sind hypernervös angelegt, schwankend zwischen verdrängtem Selbst- und offensivem Fremdbetrug. Herausragend wie Kay Krause den Loman gibt: erschöpft und mürrisch, unsicher und herrisch. Verschämt liebevoll. Und immer wieder herausfordernd rechthaberisch. Schließlich jähzornig. Ein Wutbürger. Er ist genau an dem Punkt, wo Populisten ihre Gemeinden rekrutieren. Das große Mitfühltheater bestätigt das.

Jens Fischer, taz

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Fotos

Darsteller

Juliane Schwabe, Isabel Zeumer, Frank Auerbach, Kay Krause, Jakob Tögel, Marc Vinzing, John Wesley Zielmann